Chronik der Turnabteilung des TSV Wolfratshausen

1918 - 1945

1914 - 1918

Erster Weltkrieg. Von den insgesamt 8.7 Millionen Gefallenen waren 1,81 Millionen Deutsche, darunter 11 Turner aus Wolfratshausen.

1919
Die Marktgemeinde Wolfratshausen stellt an der oberen Loisachbrücke den Turnplatz zur Verfügung. Im Sommer finden sich ein paar Beherzte zusammen, um im Rahmen des Turnvereins eine Fußballabteilung ins Leben zu rufen.

1920
Gründung der 1.Damenriege mit 20 Turnerinnen. In der Generalversammlung wird unter anderem beschlossen, daß der Verein in Zukunft den Namen

TSV Wolfratshausen

führen soll.
 

1921
Ein Turnhallen-Ausschuß wird gegründet. Vielerlei Veranstaltungen dienen zur Mittelbeschaffung für den Turnhallenbau.

1922
Der Verein gibt sich eine Satzung und wird ins Vereinsregister eingetragen.
Bayer. Turnfest in Augsburg. Peter Finsterwalder (der spätere Bürgermeister und Vater des wiederum nochmals späteren Bürgermeisters) belegt hier den 31.Platz im Leichtathletik-Fünfkampf.

Sommerfest mit Preisturnen in Wolfratshausen. Großes Interesse erregte der Stabhochsprung, den Maxe Natur mit 2,80 m gewinnt.

Blombergturnfest 1922 (Foto)

1923
14.-18.7.1923   14. Deutsches Turnfest in München mit 350.000 Teilnehmern.

30 Teilnehmer und eine Musikkapelle nehmen aus Wolfratshausen daran teil.
Peter Finsterwalder übernimmt die Vereinsführung. Im selben Jahr errichtet der Verein für seine gefallenen Mitglieder ein Denkmal auf dem Turnplatz.
Foto der Einweihung

Theatervorführungen und Spendenaufrufe dienen der Mittelbeschaffung für die geplante Turnhalle. Zu erwähnen ist eine Spende über 5.000 Reichsmark des Ehrenmitglieds Hermann Kerl aus Amerika.

1923 gab es die sog. “Naturturner”, die Leichtathleten des TSV (Foto)

1924
19.Gauturnfest am 2.3.1924 im Rahmen des 60. Stiftungsfestes des Vereines in Wolfratshausen. Mit Musik ziehen die Turner durch den Markt unter großer Beteiligung der Bevölkerung. Insgesamt beteiligen sich 35 Vereine an diesem Turnfest.
(Foto vom Festumzug)

Max Geiss gründet das Turnvereinsorchester.
Teilnahme am Bezirksturnfest Traunstein. 20 Turner bestreiten die Wettkämpfe. Die Musterriege unter Leitung des Riegenführers Peter Finsterwalder belegt den 1. Platz und wird Bezirksmeister
(Foto der Turnriege)

1925
In einer außerordentlichen Generalversammlung im März dieses Jahres kommt es zur Trennung der Fußballabteilung vom Hauptverein.
Der Humplkeller war ab 1925 das Notquartier der Turner, aber die Pläne für eine Tunrhalle waren im Entstehen.

1926
16.-18.Juli 1926 findet in Bamberg das 16. Bayer. Landesturnfest statt.  Die Meisterriege unter Leitung des Riegenführers und Männerturnwartes Thomas Breitsamer erreicht unter 140 Riegen den hervorragenden 2. Platz. Die siegreiche Riege wird bei ihrer Rückkkehr mit Musik durch den Markt geleitet.

1927
Gauturnfest in Fürstenfeldbruck. Jungturner Thomas Schindlbeck erreicht im Fünfkampf den 1.Platz. Georg Rupprecht belegt im Kunstgeräteturnen Platz 7.

1928
Gauturnfest in Pasing. Jakob Reith belegt im Gerätezehnkampf Platz 4.
14. Deutsches Turnfest in Köln.

Es gibt sehr gute Plazierungen der teilnehmenden Wolfratshauser Turnerinnen und  Turner. Die Veranstaltung endet für unsere Sportler jedoch sehr traurig, da bei der Rückfahrt ein Eisenbahnunglück in Dinkelscherben 16 Personen das Leben kostete. Darunter waren zwei Wolfratshauser: die  Turnerin Maria Fischer und der Turner Klement Bartl. Weitere Turner wurden verletzt.

Josef Bromberger wird zum 1. Vorsitzenden gewählt.

1929
Bezirksturnfest in Fürstenfeldbruck. Die Musterriege mit 20 Turnern tritt an mit Oberturnwart Hans Finsterwalder, wird mit sehr gut benotet und erringt den 1. Platz.
(Foto der Turnriege)

Reckturnen auf dem Platz, auf dem die Turnhalle erstellt wurde. Hilfestellung durch Toni Hölzl.

1930
Nach längerem Hin und Her wird der Bau der Turnhalle in Angriff genommen. Das Projekt war auf    36 000 RM veranschlagt, ein gewiß nicht kleiner Betrag für die damaligen finanziellen Verhältnisse. Da der Verein aber nur Eigenmittel von 8 000 RM hatte, war der Bau der Turnhalle in Frage gestellt. Er wäre sicher gescheitert, wenn nicht der Verein den früheren Vereinskameraden Hermann Kerl, der nach Amerika ausgewandert war, für die Sache hätte gewinnen können. Die Gemeinde stellte das Grundstück zur Verfügung und der Rest des Geldes wurde durch Anteilscheine gedeckt.
Was hier an Gemeinschaftsarbeit geleistet wird, dürfte in der Geschichte des TSV Wolfratshausen einmalig sein.
Die Grundsteinlegung erfolge Ende September. Drei Monate später war der Neubau erstellt, der dann im Sommer eingeweiht werden konnte.
Im selben Jahr findet die 1. Weihnachtsfeier des Turnvereins in der neuerbauten Turnhalle statt, die bis auf den letzten Platz gefüllt ist.

Die Wolfratshauser Turner ca. 1930

Turnhallenbau 1930

 

1931
Die offizielle Einweihung de neuen Turnhalle findet am 27./28.Juni statt. Bei großartiger Beteiligung mit Turnern aus dem ganzen Oberland erreichten 356 den Siegerkranz. Im Kunstturn-Zehnkampf belegt Georg Enzinger den 11.Platz und Alois Kratzmeier den 14. Platz. Es ist ein großartiges Turnfest und Wolfratshausen erlebt zwei herrliche Festtage.

Die Einladung im Original
Fotos der neuerbauten Halle

1932
Am 20.2. diesen Jahres wird eine Handballmannschaft aufgestellt und dem Gauspielwart gemeldet.
Gauturnfest in Planegg. Die Damenriege erreicht einen zweiten Platz
 Der Rechnungsabschluss der Hauptkasse des Vereines für das Jahr 1932 weist 2.820,06 Mark an Einnahmen und 2.814,05 Mark an Ausgaben aus.
Die Mitgliedsbeiträge ergeben 758,70, als Restzahlungen für den Turnhallenbau werden 555,00 Mark verbucht.

1933
Gauturnfest in Gauting. Unter 16 Musterriegen erringt die Musterriege Wolfratshausen den 1.Platz.

21.-31.Juli 1933 Deutsches Turnfest in Stuttgart.
Das Turnfest sprengte alle Vorstellungen. Zehn Tage währte die Mammutveranstaltung. 600.000 Festbesucher, 150.000 Festzugteilnehmer, 42.000 Turner und 17.000 Turnerinnen bei den Freiübungen.

Leider geriet das Turnfest über weite Strecken zu einem NS-Spektakel. Das dies nicht der einheitliche Wille der Turner war, ist allein schon an den Turnfestzeitungen jener Tage abzulesen.
An dem Turnfest nehmen acht Wolfratshauser Turner teil.

In dieser Zeit begann eine Rückentwicklung der Vereins- und Turnbewegung, der Amper-Würm-Turngau wurde aufgelöst, die Leistungsfähigkeit der Turnvereine ging zurück.

1934
Das 70-jährige Vereinsjubiläum wird mit einem Turnfest in Wolfratshausen gefeiert, an dem 275 Turnerinnen und Turner aus 36 Vereinen an den Start gehen.
Die Ausschreibung der Übungen für dieses Turnfest liegt vor.                                                                                                      

1935
Kreisturnfest in Fürstenfeldbruck. Drei Turner gehen an den Start.                                                                                                          

Bester Jungturner ist Fritz Bauereis, der spätere jahrzehntelange Kassenverwalter des Hauptvereines und der Turnabteilung, mit einem zweiten Platz. Zehn Turner erwerben das Deutsche Turn- und  Sportabzeichen, darunter Hans Fröhlich und der spätere Vorstand des Gesamtvereins  Lorenz Much.

1937
Kreissturnfest in Garmisch-Partenkirchen. Oberturnwart Josef Kratzmeier führt die Musterriege mit 10 Turnern zum 1.Platz.

1938
18.Deutsches Turnfest in Breslau.

Hier hatten die Turner nicht mehr die Regie. Die lag in den Händen des NS-Reichsbundes für Leibesübungen. In dieser zentralen Sportorganisation des Dritten Reiches waren die Turner, einst ein machtvoller Verband im Lande, zum "Fachamt I für Geräteturnen, Gymnastik und Sommerspiele" zusammengestutzt worden. Doch die Form des Breslauer Festes, seine turnerischen Strukturen, wieder mit 150.000 im Festzug, diesmal gar mit 500.000 auf der Festwiese, mit Wehrmacht, Polizei und Festsspiel, war den großen Deutschen Turnfesten nachgestaltet, trug jedoch in seiner Giganterie die Züge der NS-Zeit.
Über die Teilnahme Wolfratshauser Turner liegen keine Informationen vor.

1939
75-jähriges Jubiläum mit Bezirkssportfest in Wolfratshausen. Es gibt einen Staffelsieg über 4x100 m und Josef Bromberger belegt Platz 1 im Geräte-Sieben-Kampf.

1940 - 1945
Die sich 1925 abgespaltene Fußballabteilung kehrt wieder zum TSV zurück.

Nach Ausbruch des 2.Weltkrieges ist für den TSV Wolfratshausen jede Möglichkeit erloschen, sich zu behaupten. Die Protokolle der Jahreshauptversammlung berichten nur über Mitglieder, die im Kriege gefallen oder  mit dem Eisernen Kreuz 1 u. 2 Klasse ausgezeichnet wurden.
Das Protokoll schließt: "Abgeschlossen am 15.9.1944 durch Einberufung des Schriftführers."
In diesem unseligen Krieg verloren 34 Turner des TSV ihr Leben.

Während dieser Zeit konnte der Verein, da keine Einnahmen dem Verein zuflossen, die Zinsen und hohen Stromrechnungen nicht mehr bezahlen. Auch von Seiten des Bezirksamtes wurden verschiedene Auflagen zur Renovierung der Turnhalle erteilt. Die aus dieser Entwicklung entstandene mißliche finanzielle Lage nützte die damalige Gemeinde aus, um sich vom TSV Wolfratshausen für kaum eine Gegenleistung die Turnhalle übertragen zu lassen.
Der Verein behält aber das Nutzungsrecht an der Halle, das später auf die neu errichtete Dreifach-Turnhalle übergeht.

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